Montag, 10. Juli 2017

Venedig - Rom mit dem Fahrrad

9 Tage, 936 Kilometer, 9.818 Höhenmeter – die Radtour von Venedig nach Rom war durchaus anstrengend. Aber wunderschön. Ihr müsst keine 936 Kilometer radeln, um die schönen Städte und Landschaften sehen zu können, ihr müsst einfach auf die Karte klicken (und anschließend für Bildunterschriften direkt auf's Foto klicken).

https://goo.gl/photos/vzLiDXr8eXrhofoG9


Wenn es um die Wurst geht

Frankfurter, Wiener, Thüringer, Lyoner und Krakauer sind allesamt nette Menschen. Und allesamt essen sie gerne Wurst. Also haben sie meistens Schwein gehabt. 

Currywurst, Bockwurst, Grillwurst, Bratwurst oder Leberwurst? Dem Vegetarier oder der Vegetarierin ist das Wurst, er*sie isst sie alle nicht. Oder ist es ihm*ihr gleichgültig? Die Frage, ob ein Vegetarier Schmetterlinge im Bauch haben kann, wurde bereits ausgiebig erörtert. Aber kann einer Vegetarierin etwas Wurst sein? Kann man ihr eine gewisse Wurstigkeit attestieren? Darf sie bei Gehaltsverhandlungen eine Extrawurst verlangen?

Jeder Hanswurst versteht, dass ein Veganer keine Frankfurter isst. Aber ein Frankfurter kann vegan sein. Und das sogar mit zunehmender Wahrscheinlichkeit: Die Fleischesser nehmen ab. Also sie nehmen wahrscheinlich zu, aber sie werden immer weniger.

Ich bin ja noch in diesem unkomplizierten 20. Jahrhundert aufgewachsen, in dem man noch keine Berechnungsmethode für den CO2-Fußabdruck eines Wienerschnitzels kannte und der Zusammenhang zwischen Rindfleischburger und Regenwaldzerstörung nur in Fachkreisen bekannt war. Dort, wo ich aufgewachsen bin – ich bin Randbayer mit unterfränkischem Migrationshintergrund –, kriegen Kinder beim Dorfmetzger ein Stück Wurst geschenkt; gibt es ein Volksfest namens „Rappacher Wurstfest“; gibt es neuerdings Wurstautomaten; und niemand wundert sich über den Namen Wurstsalat. Wenn man bei mir zu Hause über jemanden sagt, er sei „ein Kerl wie ein Stück Wurst“, dann meint man das anerkennend: Das ist jemand, dem man die Wurst auf dem Brot gönnt, der sich aber zugleich die Wurst nicht vom Brot nehmen lässt.

Während ich mit meinen Wurstfingern über die Tastatur hämmere, stelle ich mir die Frage, ob sich mit zunehmendem Vegetarismus und Veganismus auch die Sprachgewohnheiten anpassen und die Wurst-Wortspiele allmählich aussterben werden. Werden wir in zehn Jahren auf die Frage „Willst du lieber ein Soja-Schnitzel oder lieber eine Seitan-Wurst?“ die Antwort „Das ist mit Tofu!“ erhalten? Ich, meines Zeichens konsequenter Flexitarier, kann es mir irgendwie nicht vorstellen. 

Anderes Beispiel: Conchita Wurst alias Tom Neuwirth hat 2014 für die Fleischhauernation Österreich den Eurovision Song Contest gewonnen. Können Sie sich vorstellen, dass irgendwann einmal ein Tofu den ESC gewinnt? Können Sie sich vorstellen, dass der berühmteste Weißwurstfabrikant Bayerns, Uli Hoeneß, seine Produktion auf Tofuwürste umstellen wird? Fall es wirklich so kommen sollte: Dann geht es den tierischen Fleischerzeugnissen ans Eingemachte. Sprich: Es geht um die Wurst. Denn alles hat ein Ende (und die Wurst hat sogar zwei). 

Nun ist es ja leider so, dass Tofu überhaupt keinen Südtirolbezug hat. Ganz anders als Wurst und Speck. Wenn man schon verbale Ersatzprodukte für die Wurst finden muss, kann man dann nicht zumindest ein anderes Südtiroler Produkt dafür hernehmen? Wie wäre es hiermit: Als Alternative zu „Das ist mir Wurst!“ hat sich ja jugendsprachlich bereits „Das ist mir Latte!“ etabliert. Das italienische Wort Latte heißt bekanntlich Milch. Also warum nicht: „Das ist mir Milch!“

Finden Sie das gut? Finden Sie es schlecht? Oder ist es Ihnen Milch?

Was bist du denn für ein Würstchen?
Dieser Artikel wurde in der Straßenzeitung Zebra (Ausgabe 4/2017) veröffentlicht.
Der Kauf der Zebra lohnt sich meiner Meinung nach sowohl für Käufer (weil die Inhalte wirklich interessant sind) als auch für Verkäufer (weil sie einen Euro vom Verkaufspreis behalten dürfen und einen Zugang zu Arbeitswelt und sozialen Kontakten erhalten). Mehr Infos hier.