Montag, 6. November 2017

Donald Trump, Frank Underwood oder Kevin Spacey: Wer ist eigentlich der Schlimmste?

Ich habe letztes Wochenende die fünfte Staffel von House of Cards fertiggeschaut, ich habe die Spiegel-Titelgeschichte „Zwölf Monate Wut, Verschwörung und Atemlosigkeit“ über Donald Trump gelesen und ich habe verschiedene Beiträge über die unsäglichen Vergehen von Kevin Spacey gesehen und gelesen. Das war zu viel: Ich kann die drei nicht mehr auseinanderhalten.

Was hat jetzt nochmal Trump gemacht, was Underwood und was Spacey? Die drei Arschlöcher verwischen in meinem Kopf zu einem bösen, männlichen, amerikanischen, sexistischen Wutausbruch. Wer war jetzt nochmal der rachsüchtige Präsident, dem es nur um Macht und Machterhalt geht? Trump oder Underwood? Wer war der Sexist, der am liebsten seine eigene Tochter daten würde? Kevin Spacey? Ach so, nein, der ist ja jetzt schwul. Oder war es Frank Underwood, der schwul ist und seinen Radtour-Bodyguard angegraben hat? Oder lief da nur zufällig die Kamera mit und sie haben es dann später in die Serie mit eingebaut, um Kevin Spacey eins auszuwischen? Wer hat die junge Journalistin erst gevögelt und dann vor die U-Bahn geschmissen? Underwood und Spacey können es ja nicht sein, wenn sie schwul sind, also Donald Trump? Dann hätte ja aber Fox News oder Breitbart oder sonst jemand, der zu den Pressekonferenzen im Weißen Haus noch zugelassen ist, darüber berichten müssen. Oder zumindest Tom Hammerschmidt.

Ich weiß wirklich nicht mehr, wer von den dreien der Schlimmste ist: Donald Trump, Frank Underwood oder Kevin Spacey?

Ermitteln wir den „Sieger“ einfach so, wie es allen drei Beteiligten wohl am liebsten wäre: Im Kampf Mann gegen Mann. Jeder gegen jeden.

Runde 1: Frank Underwood gegen Kevin Spacey.

Ich will absolut nicht verharmlosen, was Kevin Spacey getan hat. Er hätte schon viel früher auffliegen und vor seinen Missbrauchsopfern auf die Knie fallen müssen. Aber was bei Kevin (OMG, er heißt wirklich Kevin) Spacey wohl das Ende seiner Karriere bedeutet, ist bei Underwood nur eine kleine Episode in der 5. Staffel, die von all dem in den Schatten gestellt wird, was er sonst so an Verbrechen und Morden begangen hat. In Therapie geht er trotzdem nicht. Frank Underwood ist definitiv böser als Kevin Spacey, klarer Punktsieg für Underwood.

Runde 2: Kevin Spacey gegen Donald Trump.

Das Duell der beiden Präsidenten-Schauspieler. Der eine nur im Fernsehen, der andere leider im echten Weißen Haus. Wer ist böser? Ein Schauspieler, der einen bösen Präsidenten spielt oder ein echter Präsident, der mit Atomkriegen droht? Ein Vergewaltiger, unter dem mehrere Männer leiden mussten – oder ein notorischer Lügner, unter dem die ganze Welt leiden muss? Wohl eindeutig letzteres. Runde 2 geht klar an Donald Trump.

Runde 3: Frank Underwood gegen Donald Trump.

Auf dieses Duell hat die Welt schon lange gewartet. Frank Underwood gegen Donald Trump. Pest gegen Cholera. Eine Erfindung von Netflix gegen denjenigen, der von denjenigen gewählt wurde, die House of Cards für die Realität in Washington halten – und somit House of Cards zur Realität in Washington gemacht haben. 

Beide Präsidenten haben ihr Duell gegen Kevin Spacey gewonnen. Jetzt stehen sie im Finale. Und die Frage lautet: Wer ist der Schlimmere von beiden, Trump oder Underwood?

Trump ist vermutlich der Unberechenbarere von beiden, Underwood ist der Intelligentere. Was in diesem Fall schlecht ist: Wenn Trump so intelligent wäre wie Underwood, wer weiß, welchen menschenverachtenden Unsinn er dann in seinem ersten Amtsjahr schon hätte durchsetzen können. Underwood hingegen geht es ja gar nicht darum, irgendetwas durchzusetzen, ihm geht es nur um Macht. Trump muss man dahingegen zu Gute halten, dass er wenigstens Ziele und Ideen hat. Mögen sie auch noch so krank sein. Während Underwood über Leichen geht, spaziert Trump über Golfplätze. Trump schmeißt Journalisten aus dem Weißen Haus, Underwood schmeißt sie gleich vor die U-Bahn. Die Tatsache, dass Underwood in dem, was er vorhat, erfolgreicher ist als Trump, macht ihn für mich zum Schlimmeren der beiden. Die Grundintention mag ähnlich sein, aber Underwood ist in der Lage, seine Intentionen in Handlungen umzusetzen. Frank Underwood ist für mich die schlimmere der beiden Testosteronbomben, der „Sieg“ geht an ihn.

Immerhin macht Underwood am Ende der fünften Staffel etwas, das Donald Trump auch endlich mal machen sollte. Aber ich will nicht spoilern. Vielleicht gibt es ja Menschen dort draußen, die die fünfte Staffel noch nicht zu Ende geschaut haben. Falls ihr wie ich an der Serienauswahl im italienischen Netflix verzweifelt: ich kann euch die DVDs jetzt ausleihen!

Als ich das Foto gemacht habe, hat da noch George W. Bush gewohnt.
Hätte nicht gedacht, dass ich ihn mal vermissen werde...


Zum Abschluss sei übrigens angemerkt, dass auch Frauen böse sein können. Robin Wright als Claire Underwood in der fünften Staffel: Unglaublich. Das Böse in Person. Da möchte man nicht meinen, dass die mal die Freundin von Forrest Gump war.

Doch, war sie wirklich.