Samstag, 5. November 2016

Dem Verbrennungsmotor den Stecker ziehen

Es ist nicht überliefert, dass der finnische Wirtschaftsminister einmal nach Südkorea geflogen ist, um Samsung davon zu überzeugen, doch bitte nicht so viele Smartphones zu bauen, weil der finnische Hersteller Nokia nach wie vor lieber Klapphandys baut und man Angst vor der Konkurrenz aus Fernost hat. Eine solche Reise wäre ja auch Quatsch gewesen, viel sinnvoller wäre es gewesen, wenn Nokia seine Produktion rechtzeitig konsequent auf Smartphones umgerüstet hätte. Dann wären tausende Arbeitsplätze gerettet worden und wir würden heute weiterhin mit europäischen Handys kommunizieren und nicht mit asiatischen oder kalifornischen.

Sehr wohl überliefert ist die Reise des deutschen Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel nach China, wo er die chinesischen Politiker in der vergangenen Woche davon abbringen wollte, eine fixe Quote für die Zulassung von Elektroautos einzuführen. Schließlich bauen die deutschen Autohersteller nach wie vor lieber Autos mit Verbrennungsmotor und man hat Angst vor der Konkurrenz aus Fernost.

Die Reise war völliger Quatsch, viel sinnvoller wäre es, wenn die deutschen Hersteller ihre Produktion konsequent auf Elektrofahrzeuge umrüsten, bevor es zu spät ist. Was Europa jetzt braucht, sind großzügige Förderungen für Elektrofahrzeuge und strenge Restriktionen gegen Verbrennerfahrzeuge. China und Kalifornien zeigen, wie es geht. In Chemnitz und Köln vergiften wir uns hingegen weiterhin mit krebserregenden Diesel-Abgasen, lassen uns vom Verkehrslärm stressen und freuen uns, dass die Erfinder von Dieselmotor (Rudolf Diesel) und Ottomotor (Nicolaus Otto) Deutsche waren. Und dass wir die weltbesten Verbrennungsmotoren bauen. So wie Nokia einst die weltbesten Handys gebaut hat. Und Kodak die weltbesten Analogfilme. Sowohl Nokia als auch Kodak haben große Gewinne gemacht, sich auf ihren Erfolgen ausgeruht und zu spät gemerkt, dass sie von moderneren Technologien überholt werden. Geschichte wiederholt sich.

Von einem Wirtschaftsminister darf man erwarten, dass er sein Land in das 21. Jahrhundert führt. Es sollte nicht seine Zielsetzung sein, die Technologien des 19. Jahrhunderts möglichst lange zu erhalten. Die Verlängerung der Vergangenheit in die Zukunft scheint aber eine Kernkompetenz der SPD unter Sigmar Gabriel und Hannelore Kraft zu sein. Braunkohle und Diesel haben bald ausgedient. Die SPD auch? Der Weg ins 21. Jahrhundert ist auf jeden Fall ein Fahrradweg, keine Autobahn. Und der Antrieb des 21. Jahrhunderts ist elektrisch, nicht krebserregend.

Die Erfinder des Elektromotors (Werner von Siemens) und des Fahrrads (Karl Drais) waren übrigens auch Deutsche. Die Weiterentwicklungen ihrer Erfindungen – seien es Elektroautos, Lastenfahrräder oder Fixies – sind dabei, die Großstädte dieser Welt zu erobern. Gebaut werden sie allerdings eher in Kalifornien und China. Nicht in Chemnitz oder Köln. In Köln rollen bei Ford nach wie vor nur Autos mit Verbrennungsmotor vom Band. In der Nähe von Chemnitz befindet sich mit den Diamantwerken immerhin die älteste produzierende Fahrradfabrik Deutschlands. Sie wurde 2003 von einer amerikanischen Firma aufgekauft.

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